OMR Dr. Hermann Nobbe

 

OMR Dr. Hermann Nobbe
* 12.07.1894 in Thale
+ 01.02.1970 in Thale

Hermann Nobbe wurde als Sohn eines kaufmännischen Angestellten geboren. Nach dem Schulbesuch in Thale, Magdeburg, Halle/Saale und Quedlinburg wurde er kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs an der Universität Halle/Saale als Medizinstudent immatrikuliert.

Er war bis 1918 Kriegsteilnehmer im Sanitätsdienst und kam kurz in Kriegsgefangenschaft.

Trotz wirtschaftlicher Not setzte er das Medizinstudium an den Universitäten Halle/Saale, Göttingen und Königsberg fort. Im Jahr 1922 bestand er das Staatsexamen mit „gut“ und promovierte mit derselben Note.

Die fachliche Vorbildung in Neurologie und Psychiatrie erwarb Hermann Nobbe als Assistent an der Universitätsnervenklinik Halle/Saale.

Ab 1925 war sein Wirkungskreis an den ostpreußischen Heilanstalten Tapiau und Allenberg als Oberarzt. Er führte damals schon die neu aufgekommene Arbeitstherapie ein.

1933 ging er an die Landesheilanstalt Uchtspringe in der Provinz Sachsen. Hier konnte mit Hilfe früherer Studienfreunde eine noch in Ostpreußen eingeleitete Disziplinaruntersuchung niedergeschlagen werden. Ihm wurde eine kommunistische Gesinnung unterstellt.

1937 verließ er die Anstalt wieder. Es war ihm unmöglich, die auf der nationalsozialistischen Ideologie basierenden Behandlungsmethoden anzuwenden.

Er übernahm die ärztliche Leitung der Neinstedter Anstalten, geriet aber auch hier (1941) in Konflikte, als die Euthanasiebestrebungen der Nationalsozialisten auf die Anstalten der Inneren Mission übergriffen. Vor schwerwiegenden Folgen bewahrte ihn seine zusätzliche Tätigkeit in einer großen Landpraxis, so dass er unentbehrlich war.

Wegen seiner Einstellung zum III. Reich wurde er nicht zum Militärdienst eingezogen – er war nicht „würdig“, Sanitätsoffizier der Wehrmacht zu werden.

Bis Oktober 1945 war er in Neinstedt tätig. Danach folgte er der Berufung durch den Präsidenten der Provinz Sachsen zum Direktor der Landesheilanstalt Uchtspringe.

Die während der Nazizeit vollständig heruntergekommene Heilerziehung geistig geschädigter Kinder musste wieder aufgebaut werden. Große Verdienste erwarb sich Hermann Nobbe durch die Errichtung von Kinderstationen und einer gut ausgebauten Hilfsschule. Die Pädagogische Fakultät der Humboldt- Universität empfahl diese Einrichtung als beispielgebend.

Durch seine Tätigkeit, die nur unter Mithilfe seiner Mitarbeiter möglich war, hat er nicht nur die praktische Psychiatrie, sondern auch die wissenschaftliche Forschung gefördert. Dieser Lebensabschnitt wurde durch die „Hufeland - Medaille“ gewürdigt.

Seinen Lebensabend verbrachte er in seiner Heimatstadt Thale. Dieser war aber nicht von ruhiger Beschaulichkeit geprägt. Er widmete sich weiterhin seinen Patienten, u. a. in der Praxis für Allgemeinmedizin in der Poliklinik des Eisen- und Hüttenwerkes. Bis kurz vor seinem 75. Geburtstag erfüllte er diese Aufgabe zuverlässig.