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Auf Grund der Walpurgisfeier in der Stadt Thale hat das Rathaus am 29.04. und 30.04.2024 von 9.00 bis 12.00 geöffnet.

Das Rathaus hat aus technischen Gründen jeden letzten Mittwoch im Monat ab 15.00 Uhr geschlossen.

Haben Sie Fragen zur Geschichte von Thale?

Das Archiv ist die zentrale Dokumentationsstelle zur Geschichte der Stadt. In unserem Archiv ist deshalb nicht nur das in der Stadtverwaltung produzierte und als erhaltenswert erachtete Schriftgut aufbewahrt, es werden auch Daten aus vielen anderen Quellen gesammelt. Diese werden uns z. B. durch Privatpersonen zur Verfügung gestellt. Eine enge Zusammenarbeit besteht zum hier ansässigen Hüttenmuseum, das die 300jährige Geschichte des Eisen- und Hüttenwerkes, die eng mit der Geschichte der Stadt verbunden ist, erforscht und in einem Museum der Öffentlichkeit präsentiert.

Allen Interessenten steht eine umfangreiche Foto- und Postkartensammlung zur Verfügung, auch hier sind wir durch regelmäßige Neuerwerbungen darauf bedacht, diese weiter zu vervollständigen. Anhand von alten Adressbüchern und Impflisten konnte schon so manchem Familienforscher geholfen werden. Mit Änderung des Personenstandgesetzes zum 1. Januar 2009 gehören auch Geburten-, Heirats- und Sterbebücher zum Archivbestand. Dies betrifft die Geburtenbücher bis 1899, die Heiratsbücher bis 1929 und die Sterbebücher bis 1979. Aus diesen Büchern darf bei berechtigtem Interesse Auskunft gegeben werden.

Die Unterstützung durch das Stadtarchiv wird gern von Schulklassen für Projektarbeiten in Anspruch genommen. Mit Vereinen und Privatpersonen führen wir in enger Zusammenarbeit historische Ausstellungen durch oder unterstützen diese.

Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen Ihr Stadtarchiv bietet.

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Im Bodetal unterhalb der Roßtrappe bei Thale entspringt auf der „Hubertusinsel“ eine Solequelle. Ihre Geschichte geht bis zum Jahr 1595 zurück. Damals waren es zwei Inseln, einmal die „Große Salzstrominsel“ und an ihrer nördlichsten Stelle die „Kleine Salzstrominsel“. Beide waren nur durch einen Graben getrennt, welchen es heute nicht mehr gibt.

Aus den „Mittheilungen über den Hubertusbrunnen“ von 1840 erfahren wir, dass Pastor Stübner aus Hüttenrode um 1790 folgendes niederschrieb: „Im gedachten Salzstrome welcher ein Theil des Bodeflusses ist, entdeckte man im sechzehnten Jahrhundert einen Salzquell, wovon man sich viel versprach. Man sunk einen Schacht nieder und der Blankenburgische Graf Martin ertheilte, laut Urkunde vom Jahre 1595, dem Augsburgschen Bürger Balthasar Becker die Erlaubniß, ein Salzwerk in Thale aufzuführen und versicherte ihm den erblich freien Besitz desselben auf 25 Jahre.“

Die Salzgewinnung durch Balthasar Becker sollte nicht von langer Dauer sein. Die Anlagen zerfielen und es vergingen ca. 200 Jahre bis man der Quelle wieder Beachtung schenkte.

Im Frühjahr 1816 trat der Oberforstmeister Christian von Bülow sein Amt in Thale an. Nach den Befreiungskriegen zog es die Menschen wieder raus in die Natur. Der Zustrom von Naturfreunden nahm auch im Bodetal zu. Allerdings gaben die vorhandenen Wanderwege zu mancher Klage Anlass. Oberforstmeister von Bülow schuf hier Abhilfe. Er begann mit dem Ausbau der Wanderwege. Die Besucherzahlen im Bodetal nahmen stetig zu und dies brachte den damaligen Gutsförster Daude 1832 auf den Gedanken, die Solequelle für den Fremdenverkehr nutzbar zu machen. Er ließ das Wasser der Quelle von Dr. F. L. Bley in Bernburg analysieren und es stellte sich heraus, dass die Quelle eine beträchtliche Menge zu Badezwecken geeigneter Sole enthielt. Daude pachtete im Jahre 1834 vom Königlichen Oberbergamt in Halle die Benutzung der Quelle. Anfangs ließ er die Sole in Fässern in seine Dienstwohnung ins Dorf Thale bringen, wo seine Frau Solbäder zum Einzelpreis verabreichte. Im Herbst 1834 erwirkt er die Konzession an dem vorgedachten Brunnen eine Badeanstalt benutzen zu dürfen. Bereits ein Jahr später hat er eine Heilanstalt ins Leben gerufen und nennt sie Hubertusbad bzw. Hubertusbrunnen. Nach dem Schutzpatron der Jäger. Im Mai 1836 wird ihm die Insel nun endgültig käuflich überlassen. Noch im selben Jahr errichtet Daude auf der Insel ein Gasthofgebäude mit Schankwirtschaft, Fremdenzimmern, Badehäusern und reichlich Nebengelass. Hier werden täglich in den 8 Wannen bis zu 50 Solbäder verabreicht.

In den um 1840 erschienen „Wanderungen durch den Harz von W. Blumenhagen“ liest sich das so: „Der Harz hat keine warmen Quellen, doch besitzt er eine bedeutende Anzahl mineralischer Brunnen, welche zur Benutzung der Kranken eingerichtet wurden. Die Gegend um Thale hat derselben mehrere. Merkwürdig erscheint der Hubertusbrunnen, ein Soolquell, der an Kochsalzgehalt fast alle zu Bädern benutzten Soolquellen übertrifft, alle aber im Gehalt des salzsauren Kalks überbietet. Er entwickelt kein freies Gas, sein Geschmack ist aber scharf und bitter. ... Der Besitzer, ein Förster Namens Daude, der ihn mit dem Namen des Patrons der Jäger geweiht hat, überbaute den Brunnen mit einem kleinen Badehause ... Mancher Leidende aus der Umgegend fand hier Linderung und Genesung, besonders bei Drüsenübeln, Hautkrankheiten und gichtlichen Gebrechen.

Die Besucherzahlen steigen von Jahr zu Jahr und das Bad entwickelt sich zum Treffpunkt der mondänen Welt.

Carl Daude verkauft 1872 im Alter von 78 Jahren das Hubertusbad an den Berliner Emil Sieben. Dieser lässt 1874 an der Stelle des „alten Försterhauses“ eine Villa errichten, die den Namen „Villa Diana“ erhält. Hier können nun auch „bessere“ Gäste untergebracht werden. Bekanntestes Beispiel ist der Schriftsteller Theodor Fontane.

Zwischen 1888 und 1901 übernimmt der Sohn von Emil Sieben, Marcel Sieben, das Hubertusbad. Der Badebetrieb wird immer weiter ausgebaut und modernisiert. Zu den Klängen der Kurkapelle, die im Sommer mehrmals in der Woche in der Musikmuschel des Hubertusbades spielt, können die Badegäste im Freien oder unter den weitläufigen Markisen sitzen und sich an der heilsamen Luft, den Naturschönheiten des Parks und der Berge erfreuen.

Die Zahl der Kurgäste nimmt weiterhin ständig zu. Sie beträgt für die Saison 1906, 22 852 Kurgäste. Dazu kommen noch ca. 220 000 Tagesgäste. Diese Entwicklung setzt sich bis zum 1. Weltkrieg fort.

Die amtliche Kurliste von Thale am Harz, vom 20. Juni 1908, schreibt u. a. dazu:

Hubertusbad, Soolquelle mit Hubertusbrunnen
unter staatlicher Kontrolle
Bade-Anstalt mit Dampfbetrieb, 20 Badezellen mit Marmor- und Holzwannen empfiehlt natürliche Sool-, Sool- Fichtennadel,
sowie alle Arten medizinischer Bäder,
Massagen, Abreibungen, Einpackungen etc. werden nach Anordnung
der Herren Bade-Ärzte durch geprüften Masseur ausgeführt. – Für Damen
ist auf vorherige Bestellung geprüfte Masseuse im Hause anwesend.

Während des 1. Weltkrieges kommt der Badebetrieb zum Erliegen. Aus den Akten des Stadtarchivs Thale kann man ersehen, dass das Hubertusbad im Zuge des Kriegsleistungsgesetzes durch die Militärverwaltung beschlagnahmt und ab dem 1. April 1916 für Lazarettzwecke genutzt wird. Eigentümer bis 1916 waren die Eheleute Schatz, die das Hubertusbad 1916 an die Aktien-Gesellschaft Vereinigte Mineral-Quellen, mit Sitz in Berlin Charlottenburg verkaufte.

Nur langsam erholt sich das Bad von den Nachwirkungen des Krieges und der Inflationszeit. Hierfür finden wir einen Hinweis im Tageblatt für Thale a. H. und Umgegend, Nr. 251, vom Freitag, den 24. Oktober 1924, unter der Rubrik Lokales:

Badeanstalt Hubertusbad

Gelegentlich eines Rückblickes über die nunmehr beendete Kursaison, die ja der Lichtpunkte wenige aufweist, dürfte es von Interesse sein, die Tätigkeit der Badeanstalt Hubertusbad einer Betrachtung zu unterziehen. Diese Anstalt wurde nach langjährigem Stillstand im vorigen Jahre wieder eröffnet. Die damalige Inflationskatastrophe und die infolge derselben beschleunigte Abreise der Kurgäste führte zu einem vorzeitigen Ende; das Badehaus wurde nach einem kaum zweimonatlichen Betriebe wieder geschlossen. Ohne sich durch die Mißerfolge des vorigen Jahres abschrecken zu lassen, eröffnete die Verwaltung unter der Leitung des Herrn Fanta, in Erkenntnis der Wichtigkeit der Heilquelle Hubertusbad im Monat Juni wieder die Pforten des Bades und hat auch Dank der Unterstützung der Ärzte in Thale, sowie Dank der Propaganda von Seiten der Hotelbesitzer in Thale und Umgebung eine mehr als fünfmal so große Frequenz der Bäder erzielt als im Vorjahre. Die Badeanstalt blieb bis zum Anfange dieses Monats offen und wurde erfreulicher Weise nicht nur von den Kurgästen, sondern auch vom Publikum von Thale selbst vielfach besucht. Besonders erwähnenswert ist ein Versuch, der seitens des Wohlfahrtsausschusses, unter der Leitung der Schwester Alma, unternommen wurde; fünfzehn von den unter der Fürsorge dieses Ausschusses stehenden Kindern wurden einer versuchsweisen Badekur unterzogen, die so vortreffliche Erfolge hatte, daß bereits jetzt beschlossen wurde, im nächsten Jahre allen kurbedürftigen Kindern die Wohltat der Heilquelle Hubertusbad zukommen zu lassen. Wie wir hören, beabsichtigt die Badeverwaltung in Zukunft nicht nur sol- und medizinische Bäder, sondern auch Reinigungsbäder zu verabreichen, was sicherlich den Besuch der Anstalt in günstigster Weise beeinflussen dürfte. Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, daß Thale in der stark radioaktiven Hubertusquelle, die auch anerkannt die chlorcalciumreichste Deutschlands ist, eine Anziehungskraft besitzt, die bei einer tatkräftigen Verwaltung des Bades und der verdienten Unterstützung und Förderung derselben seitens aller Interessenten, den Fremdenverkehr in Thale wesentlich zu heben geeignet ist.

Neben dem eigentlichen Hotel- und Badebetrieb bildet sich nach dem ersten Weltkrieg eine Hubertusbader Brunnen Gesellschaft m.b.H. Sie vermarktet die Sole in ¾ - Liter Flaschen und in Form von Tabletten, genannt Hubasan- Tabletten. In Pulverform und unter dem Namen Hubasan- Salz werden die Bestandteile der Sole für die Tierfütterung angeboten.

Aus dem Schriftverkehr zu Zeiten des Nationalsozialismus erfahren wir mehr über die Eigentümer des Bades ab 1923. So steht in einem Schreiben von 1935 folgendes:

... der russische Jude Samuel Arenson erwarb 1923 das umfangreiche Grundstück des hiesigen Hubertusbades, direkt am Eingang des Bodetals gelegen. ... Im Jahre 1926 etablierte sich auf diesen Grundstück die Firma „Deutsche Omnocerin- Gesellschaft m.b.H.“, die es sich zur Aufgabe machte, die vorhandene Calciumquelle auszunutzen. In dieser Gesellschaft war auch ein gewisser Gustav Erdmann aus Magdeburg als Mitgesellschafter und Geschäftsführer enthalten, dessen Ehefrau ebenfalls eine Vollblutjüdin ist ...

Diese Tatsache ist Grund genug das Hubertusbad nicht mehr zu unterstützen und jegliche Werbung abzulehnen. Natürlich wird alles unternommen, dass keine Gäste mehr ins Bad kommen. In einem Schreiben vom 24. August 1936 erscheint eine Frau Baresel, arischer Abstammung, als alleiniger neuer Inhaber des „Hubertusbader Brunnenkontors“. Die Deutsche Omnocerin GmbH bezieht aber weiterhin das Salz aus Thale. Der Badebetrieb wird stark eingeschränkt. Ein Mietvertrag von 1943 belegt die Nutzung von Teilen des Wirtschaftsgebäudes durch die Marine. In anderen Gebäuden sind Unterkünfte für im EHW beschäftigte Fremdarbeiter.

Aus einem Schreiben vom 2. Februar 1949 ersehen wir, dass zu diesem Zeitpunkt Gustav Erdmann Pächter des Hubertusbades ist. Eigentümer ist die Stadtverwaltung Thale. In einem weiteren Schreiben heißt es: „Es wird nur in einem geringen Umfang eine Salzproduktion betrieben, ein Kurbetrieb findet aber nicht statt. Das ändert sich erst ab 1953 mit einer allmählichen Aufwärtsentwicklung des Kurgeschehens. Im damaligen VEB (K) Hubertusbad wurden anfangs ambulante Bäder abgegeben und eine gut gehende Produktion von Gesundheitssalz betrieben. Mit dem Erlös aus der Salzproduktion wurden dann auch Aus- und Umbauten des Badehauses finanziert. Das Wasser der Hubertusquelle wurde zu dieser Zeit neben Bade- auch zu Trinkkuren genutzt, ab 1955 wurden auch Inhalationskuren, zuerst als Einzel-, später als Rauminhalation, durchgeführt. Der spätere Rechtsträgerwechsel (Philopharm Quedlinburg und Ende 1958 VEB (K) Drula- Bleichwachs Quedlinburg) führte aber zu einem allmählichen Rückgang der Salzproduktion. 1959 übernahm die Sozialversicherung das Hubertusbad. 1966 wurde die Salzproduktion völlig eingestellt und 1969 das Gebäude, das vormals zur Salzproduktion diente, zum Kesselhaus umgebaut. Seit dem 1.1.1975 ist die Kureinrichtung Thale dem Kliniksanatorium „Willi Agatz“ Bad Suderode zugeordnet.

Dringende Restaurierungs- und Instandhaltungsarbeiten an den Gebäuden werden trotz zahlreicher Beschwerden nicht vorgenommen. Die Kurgäste werden privat und später im ehemaligen Hotel „Prinzeß Brunhilde“ untergebracht. Den Badebetrieb gibt es bis 1986. Die alten Gebäude des Bades, bis auf die „Villa Diana“, werden abgerissen.

Schuld am Zerfall des Hubertusbades war einerseits das fehlende Geld aber auch die wechselnde Trägerschaft. Anhand der Aktennotizen und des Schriftgutes kann man ersehen, dass es zwar viele Verbesserungsvorschläge und Ideen zum Hubertusbad gab, diese aber auf Grund der finanziellen Situation nicht umgesetzt werden konnten.

Auch der Rat des Bezirkes Halle erwies sich trotz Engagement des damaligen Bürgermeisters von Thale als Bremse und Verhinderer. So steht in einem Schreiben vom 10.02.1984 dass: ... „die Lage des Objekts für eine solche Einrichtung äußerst ungünstig ist“ und dass „... die Gebäude lieber dem Rat des Kreises zugeordnet werden sollten.“ Im gleichen Schreiben wird auch auf eine weitere Nutzung der Häuser "Prinzeß Brunhilde" und "Sonneneck" eingegangen. Hierzu steht folgendes: „...Nach der Information des Kreisarztes ist nicht damit zu rechnen, daß durch das Gesundheitswesen die Häuser "Brunhilde" und "Sonneneck" zur Verfügung stehen, weil durch den Bezirk eigene Verwendungsmöglichkeiten geplant sind.....“

Wie schon ausgeführt wurden aber die damaligen Kurgäste gerade im Haus "Brunhilde", ehemals Hotel "Prinzeß Brunhilde", untergebracht.

An dem Zustand des Quellwassers kann es nicht gelegen haben, dass der Kurbetrieb eingestellt worden ist, denn in einem Schreiben der Kreishygieneinspektion vom 28.03.1983 steht: "... Da das Wasser direkt aus dem Brunnen entnommen wurde und dieses längere Zeit stagniert hat, ist dieses Wasser aus unserer Sicht als Solewasser geeignet."

Nach mehreren Bränden in den 90iger Jahren fällt dann auch die „Villa Diana“ dem Bagger zum Opfer.

(Zusammengestellt aus den Akten des Stadtarchivs von Antje Löser)